Joseph Pollhammer                 Meeresleuchten

1832 - ?

In langen Furchen rauscht es durch die Wellen;

Es späht der Seemann von des Schiffes Rande

Mit düsterm Blick nach einem fernen Lande,

Wohin die Winde seine Segel schwellen.

 

Da hebt sich’s rings in tausend Feuerquellen,

Und funkelnd zieht’s ums Schiff wie Silberbande,

Und fernher in geheimnisvollem Brande

Erscheint’s wie Klippen, die sich matt erhellen.

 

Da steigt der Mond mit seinem vollsten Lichte,

Der Zauber der Erscheinung wird zunichte,

Dem Schiffer bleibt das ferne Land versunken.

 

Doch Ruhe weilt auf seinem Angesichte,

Es hat sein Herz im Strahle jener Funken

Einmal des Hoffens milden Tau getrunken.

 

 

 

 

Joseph Pollhammer                    Der Fischer

1832 - ?

Es war vor langer Zeit ein Fischerknabe,

Ihn sahen seine Nachbarn morgens immer

Zum Meere wandern mit dem Angelstabe

Und wiederkehren in des Abends Schimmer.

 

Doch einstens zog er aus und kehrte nimmer;

Sie wähnten ihn versenkt im Flutengrabe

Und teilten trauernd seine kleine Habe,

Die Angel, Netze, wie der Muscheln Flimmer.

 

Nach Jahren kam er als ein Mann gegangen;

Sie sah’n wie sonst ihn, nur mit bleichen Wangen

Und trübem Blick, zum Meere niedersteigen.

 

Und forschten fragend sie um sein Beginnen,

Sprach er vor sich in langem, düstrem Sinnen:

„Ich hab’ die Welt gesehn!“ – und sank in Schweigen.